Samstag, 11. April 2015

Schreibzeit: Demut – Demut als Weg zum Glück?

Der folgende Text ist in die Kategorie Essay einzuordnen. Das heißt auch, dass er subjektiv ist und keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

Ich hatte mal einen Freund, der sagte, man wird nur glücklich, wenn man sich in Demut übt.
Das hat mich sehr stutzig gemacht. Demut als Weg zum Glück?





Demut oder auch demütig ist für mich ein Wort, das negativ konnotiert ist. Unweigerlich kommt mir unterwürfig in den Sinn, dann folgt Bescheidenheit.
Man ist sich bewusst, dass da entweder eine Allmacht herrscht oder, dass, nicht religiös ausgedrückt, man im Weltgefüge nichtig ist.

Mit der Demut nimmt man selbst die Rolle eines Schwächeren an.
Der Demütige kann nicht mehr kämpfen.
Demut ist für mich eine Haltung, die Schwäche kaschiert - das deckt sich ein bisschen mit Nietzsche – denn der Demütige gibt sich eben dieser hin und bleibt schwach.

Sie ist für mich die Aufgabe der Eigenständigkeit, denn wenn man sich selbst eine schwächere Rolle gibt und diese annimmt, dann stagniert die Entwicklung.
Ich glaube auch nicht, dass man mit Demut glücklich wird, dieses beschriebene Glück ist wohl eher eine innere Zufriedenheit, da man einen Platz gefunden hat. Zufriedenheit aber, ist kein Glück.

Auch wenn es hart klingt: Demut ist eine feige Haltung und keinesfalls eine Tugend und nicht zu verwechseln mit Gelassenheit, Dankbarkeit oder Bescheidenheit und es scheint, als würde sie eine inflationäre Welle erleben. Nur, dass man jetzt nicht mehr demütig, sondern zufrieden ist.
Die Zufriedenheit ist die heutige Demut, denn zu Zeiten des Atheisten und Agnostikers gibt es keine Allmacht mehr. Die Haltung, die mit der jeweiligen einhergeht, geht aber nicht verloren. Man hat sich mit seinem Platz arrangiert. Mit dem Job, mit den sozialen Kontakten, mit dem Mittelmaß an Glück. Man kämpft nicht mehr, muckt nicht mehr auf, wird stumm. Meinung geht zu Grunde. Wir müssen nicht demütig sein, wir müssen dankbar sein, aber dabei weiterleben und uns nicht abfinden. Wenn wir alle zufrieden in unseren Nischen sitzen, dann gibt es keine Bewegung mehr, dann wird die Welt nicht besser, dann erstickt jede Dynamik. Deshalb ist Demut keine Tugend und auch kein Weg ins Glück.

Das, was man vielleicht heute unter Demut versteht, wie zu akzeptieren und auch geschehen zu lassen, ist etwas anderes, denn dafür braucht es kein Gefälle zum Demütigen. Dieses ist nämlich eine Gefahr, da es vermeintliche Könige und Bessere hervorbringt und somit eine ungute Hierarchie entsteht.

Wir brauche keine Demut, die uns in eine schwächere Rolle drängen, wir brauchen höchstens Akzeptanz gegenüber der Welten Lauf, Dankbarkeit, für das, was man hat, diese soll uns aber nicht hindern, nach dem Glück und nach Bewegung zu streben und dafür brauch es auch kein Gefälle.



Dieser Text  ist Teil der - 'Schreibzeit' von 'was eigenes' -

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